Meine kulturelle Brille

Fabian Weber • 15. April 2025

Fabian Weber – B.A. Sozialarbeiter / Sozialpädagoge, M.A. Psychosoziale Beratung in der Sozialen Arbeit, Dozent im Sozialwesen

Multikulturell, Transkultur, Interkultur, Leitkultur sind Begrifflichkeiten, welche mehrere gesellschaftliche Debatten bestimmt haben und weiterhin bestimmen. Diese Themen halten auch Einzug in pädagogischen Einrichtungen. Dabei gestaltet sich das Thema in unterschiedliche Kategorien. Bspw. werden Kitas auf das Thema aufmerksam, wenn sie selbst ein diverses Klientel bekommen, also Kinder und Eltern, welche Deutsch als Fremd- oder Zweitsprache lernen. Manchmal wird das Thema auch deutlich, wenn sich vermeintlich jahrelange Muster oder Traditionen verändern oder infrage gestellt werden. In diesen Fällen müssen Pädagogen und ihr Umfeld reagieren und sich professionell zur jeweiligen Veränderung verhalten. Dies ist dann zumeist leichter gesagt als getan! Denn was heißt das? Wie viel Veränderung ist verträglich? Was macht mich und meine Kultur aus? Möchte ich eigentlich, dass sich etwas ändert?


Nun, all diese Anliegen müssen Pädagogen für sich klären und dabei eine Haltung entwickeln. Es gibt aber eine Möglichkeit, sich erst einmal der eigenen Kultur bewusst zu werden. Dies ist essentiell, um eine Haltung zu entwickeln und sich einer anderen Kultur zu öffnen. Doch es braucht eine aktive Auseinandersetzung mit den eigenen kulturellen Hintergründen und Selbstverständlichkeiten. Die eigene Kultur ist dabei nichts Abstraktes oder ein Ausstellungsstück im Museum, welches je nach dem immer mal besucht werden kann. Die eigene Kultur findet viel mehr Anwendung im Alltag als wir vielleicht denken. Jeden Tag erwecken wir unsere Kultur in unserem Handeln, in unserer Sprache und in unseren Gedanken. Kultur ist somit mehr als Festivitäten oder Bräuche, es ist wesentlicher Bestandteil unserer Lebenswelt. Dadurch braucht es eine aktive Auseinandersetzung mit den eigenen Prägungen, um andere kulturelle Perspektiven zu erkennen. So wird eine Basis geschaffen, welche die Grundlage zum weiteren Verständnis schafft. Sie können sich mit drei Fragen einer aktiven Auseinandersetzung mit Ihrer Kultur stellen.


Wie sieht mein Tagesablauf aus?


Der Tagesablauf ist bei vielen Personen einer Kultur zwar leicht unterschiedlich, weist aber in vielen Fällen Gemeinsamkeiten auf. Bspw. ist die tägliche Routine ein wesentlicher Zugang zur eigenen kulturellen Lebensführung. Morgens nach dem Aufstehen wird sich fertig gemacht (Zähneputzen, Duschen, Haare stylen, Schminken, …), dann gefrühstückt, am Vormittag wird einer Tätigkeit nachgegangen, dann zu Mittaggegessen und so weiter. Der Tagesablauf wird natürlich weitergehen und sich in den ein oder anderen Dingen unterscheiden, allerdings braucht es für das menschliche Zusammenleben Überschneidungen im Tagesablauf. Nun können aber bei diesen Überschneidungen auch Diskrepanzen entstehen, wenn mein Tagesablauf von meinem Gegenüber so gestört wird, dass ich diesen verändern muss. Werden Sie sich also bewusst, was Sie tun und warum es für Sie wichtig ist, dann haben Sie die Möglichkeit dies zu kommunizieren oder dem Gegenüber eine ähnliche Frage zu stellen, um ein Verständnis für diese Praktiken zu erlangen. 


Welche Werte sind mir im alltäglichen Leben wichtig?


Ja, die Werte Respekt, Höflichkeit, Pünktlichkeit, Fleiß, Toleranz, … (diese Liste könnte hier beliebig erweitert werden), spiegeln sich in unserem Alltag wider und nehmen dabei einen wesentlichen Platz ein. Zumeist wird uns bewusst, dass wir einem Wert nachgehen oder ihn praktizieren, wenn gegen diesen verstoßen wird. Dann reagieren wir sensibel, denn uns fällt auf, dass unser Handeln und unsere Werte nur eine begrenzte Wirkung haben. Damit uns dies nicht aus der Bahn wirft, brauchen wir ein Bewusstsein über unsere Werte. Daher ist es ratsam sich diese zu notieren und zu überlegen, wann diesen im Alltag nachgegangen wird. Durch das Bewusstwerden dieser Angelegenheiten, können diese bei einem selbst besser beobachtet werden und auch hier bei Konflikten bspw. kommuniziert werden. Wertebewusstsein ist das wichtigste Instrument für eine interkulturelle Arbeit.


Was möchte ich weitergeben? 


Die Weitergabe von Werten und Tradition ist ein wesentlicher Bestandteil aller Gesellschaften. Auch in den täglichen Interaktionen gibt es den Wunsch, Verhaltensweisen weiterzugeben. Das Bewusstsein über die Werte, welche weitergeben werden sollen bietet eine Grundlage für eine Reflektion. So können wichtige und grundlegende Verhaltensweisen und Traditionen erkannt werden. Diese dürfen auch positiv hervorgehoben werden. Dabei bietet es sich besonders an zu überlegen, was andere Personen von einem lernen sollten bzw. welche Eigenschaften in einer Gemeinschaft wichtig sind und weitergegeben werden sollen. Es kann so auf die eigenen wichtigen Werte geschlossen werden. Dabei muss aber erwähnt werden, dass es hierbei um Klarheit geht und nicht darum, diese Werte jemandem aufzuerlegen. Die Menschen wollen ihre Werte weitergeben und die Klarheit kann zu einem Wertebewusstsein führen, mit welchem wieder neuen kulturellen Standpunkten gegenübergetreten werden kann.


Die Thematik der multikulturellen Perspektive zeichnet sich durch eine starke Komplexität aus, welche stetig reflektiert und bearbeitet werden muss. Die drei obigen Fragen können diese Thematik nicht in Gänze aufarbeiten, bieten allerdings eine Möglichkeit einen längerfristigen Prozess anzustoßen. Damit kann Freude an multikultureller Arbeit gefunden und ein gemeinsames Miteinander entworfen werden.



Seminare der Bildungswerkstatt zum Thema Multikulturalität:


•    Sprachbarrieren – So gelingt Kita-Kindern der Start in die deutsche Sprache am 27.08.2025 oder am 27.11.2025

•    Rassismussensibilität im pädagogischen Alltag am 30.09.2025

•    Sprache ist das Tor zur Welt–Verständigungsprobleme von Kindern mit Deutsch als Zweitsprache am 04.12.2025

von Brigitte Holz-Schöttler 28. April 2025
Der pädagogische Alltag ist sehr komplex und gefüllt von unterschiedlichen Herausforderungen; dabei stellen Kinder mit auffälligem Verhalten eine besondere Herausforderung dar. Kinder, die „stören“ sind im Laufe ihrer Entwicklung gestört worden und benötigen die besondere Aufmerksamkeit und Unterstützung der Pädagogen. Auffälliges Verhalten aufgrund eines geistigen oder körperlichen Handicaps. – Scheint kalkulierbarer zu sein, bzw. wird durch Inklusionsassistenz begleitet. Die Betreuung und Unterstützung von Kindern mit emotionalen Herausforderungen mit und ohne Diagnose erfordert einfühlsame Ansätze und individuelle Strategien. Insbesondere kommt es auf die Haltung der pädagogisch Tätigen an und die Erstellung eines individuellen Handlungskonzeptes, dass für alle – Team, Eltern, Kind - verbindlich ist. Hier sind einige wichtige Punkte, die in diesem Kontext berücksichtigt werden sollten: Verständnis und Empathie: Es ist wichtig, die Emotionen und Verhaltensweisen des Kindes zu verstehen und Empathie zu zeigen. Ein offenes Ohr für die Sorgen und Ängste des Kindes kann helfen, Vertrauen aufzubauen. Struktur und Routine: Kinder mit emotionalen Herausforderungen profitieren oft von einer klaren Struktur und Routine. Dies kann ihnen ein Gefühl von Sicherheit und Stabilität geben. Positive Verstärkung: Es ist hilfreich, positives Verhalten zu fördern und zu verstärken. Dies kann durch Lob oder belohnende Maßnahmen geschehen, die das Kind motivieren, gewünschtes Verhalten zu zeigen. Emotionale Ausdrucksmöglichkeiten: Kinder sollten ermutigt werden, ihre Gefühle auszudrücken. Dies kann durch Gespräche, kreative Aktivitäten wie Malen oder Schreiben oder durch das Spielen von Rollenspielen geschehen. Soziale Fähigkeiten fördern: Unterstützung in der Entwicklung sozialer Fähigkeiten kann Kindern helfen, besser mit ihrem Umfeld umzugehen und Beziehungen zu anderen aufzubauen. Selbstregulationstechniken: Kinder können lernen, Techniken zur Selbstregulation anzuwenden, wie zum Beispiel Atemübungen oder Entspannungstechniken, um ihre Emotionen besser zu steuern. Eltern und Bezugspersonen einbeziehen: Die Zusammenarbeit mit Eltern und anderen Bezugspersonen ist entscheidend. Sie können wertvolle Einblicke in die Situation des Kindes geben und gemeinsam an Lösungsansätzen arbeiten. Ohne die Zusammenarbeit mit den Eltern ist eine Betreuung zum Wohle des Kindes nicht möglich. Eine offene und regelmäßige Kommunikation zwischen dem Kind, den Eltern und anderen Betreuungspersonen ist wichtig, um den emotionalen Zustand und die Bedürfnisse des Kindes zu besprechen. Professionelle Unterstützung: In einigen Fällen kann die Einbeziehung von Fachleuten wie Psychologen oder Therapeuten notwendig sein, um gezielte Unterstützung und Interventionen anzubieten. Emotionale Unterstützung ist ein wichtiger Aspekt der Betreuung von Kindern mit emotionalen Herausforderungen. Sie umfasst verschiedene Strategien und Ansätze, die darauf abzielen, das emotionale Wohlbefinden des Kindes zu fördern. Hier sind einige zentrale Elemente: Aktives Zuhören: Es ist wichtig, dem Kind zuzuhören, ohne es zu unterbrechen oder zu urteilen. Dies fördert das Vertrauen und zeigt, dass die Gefühle des Kindes ernst genommen werden. Validierung von Gefühlen: Es ist hilfreich, die Emotionen des Kindes zu bestätigen, indem man ihnen sagt, dass es normal ist, sich so zu fühlen. Dies kann dem Kind helfen, seine Emotionen besser zu verstehen. Emotionen und Gefühle zu benennen und Worte dafür zu haben. Sichere Umgebung schaffen: Ein sicherer und stabiler Rahmen kann dazu beitragen, dass sich das Kind wohlfühlt. Dies beinhaltet sowohl physische als auch emotionale Sicherheit. Ilustration von Bewältigungsstrategien: Kindern können verschiedene Bewältigungsmechanismen vermittelt werden, um mit Stress oder negativen Gefühlen umzugehen. Dies kann Atemübungen, Entspannungstechniken oder das Führen eines Tagebuchs umfassen. Förderung positiver Beziehungen: Die Stärkung sozialer Kontakte zu Gleichaltrigen und Erwachsenen kann Kindern helfen, sich emotional unterstützt zu fühlen. Diese Beziehungen bieten zusätzliche Unterstützung und Verständnis. Identifikation von Stärken: Es ist nützlich, die individuellen Stärken und Interessen des Kindes zu identifizieren und zu fördern, um das Selbstwertgefühl zu steigern. Das frühzeitige Intervenieren im pädagogischen Handeln bedeutet die Herausforderungen der Kinder regulieren zu können und sie somit einfühlsam und feinfühlig zu unterstützen Durch eine ganzheitliche und individualisierte Betreuung können Kinder mit emotionalen Herausforderungen besser unterstützt werden, um ihre Fähigkeiten zu entwickeln und positive Fortschritte zu erzielen. Herausforderndes Verhalten kann niemals über das Kind verändert werden, sondern ausschließlich über zu veränderte Rahmenbedingungen des Lebensumfeldes des Kindes. Seminare der Bildungswerkstatt zum Thema Kinder mit Verhaltensauffälligkeiten : Kinder fordern uns heraus - Kinder mit Verhaltensauffälligkeiten erkennen, begleiten und unterstützen am 02.07.2025 oder am 14.11.2025 Neurodiversität als inklusive Herausforderung am 03.07.2025 oder am 06.11.2025 Umgang mit herausfordernden Verhaltensweisen im pädagogischen Alltag am 15.05.2025 oder am 13.11.2025
von Heike Weber 14. März 2025
Heike Weber - Geschäftsführerin der Sozialen Initiative Camburg e.V., Juristin, Mediatorin, ADHS-Beraterin, ADHS-Trainerin, Elternberaterin, Fachkraft für tiergestützte Intervention mit Schwerpunkt Hund
von Fabian Weber 21. Februar 2025
Fabian Weber – B.A. Sozialarbeiter / Sozialpädagoge, M.A. Psychosoziale Beratung in der Sozialen Arbeit, Dozent im Sozialwesen, ehem. Kitaleiter